Miguel Esteban Cano, geboren 1947 in Barcelona, kann als Wegbereiter der gegenwärtigen Welle spanischer Künstler gelten, die es seit Jahren nach Berlin zieht. Er kam 1972 nach West-Berlin, um dem politischen Klima unter Franco in Spanien zu entgehen. Bis zu seinem frühen Tod 1998 lebte und arbeitete er in Berlin. Er hat als Bildhauer und Maler ein breites, facettenreiches Werk geschaffen. In seinen Gemälden verbinden sich figurative und expressive Tendenzen, kräftige Farbkontraste und gestische Linienführung. Seine Plastiken lassen sich als Brückenschlag zwischen konstruktiven und surrealen Traditionen verstehen.
Schlagwort: Miguel Esteban Cano
1947 Barcelona – Berlin 1998
Seit 1972 lebte der Bildhauer, Objektkünstler, Maler und Fotograf Miguel Esteban Cano in Berlin. Geboren am 28. März 1947 in Barcelona, ging er dort zur Schule und ließ sich als Dreher ausbilden. Doch mit dem Franco-Regime tat er sich schwer und entschied sich schließlich für den Wechsel in die Mauerstadt: „Berlin bedeutete immer Freiheit für mich“, sagte er einmal in einem Interview. Hier studierte er von 1975 bis 1981 bei Shinkichi Tajiri Bildhauerei und versuchte sich, wie sein Lehrer, in der experimentellen Fotografie. Seit den achtziger Jahren arbeitete er als freier Bildhauer, betätigte sich gleichzeitig auch als Maler.
Miguel Esteban Cano suchte immer Kontakte zu Kollegen und zur Öffentlichkeit. Er war Mitglied im Verein Berliner Künstler und schloss sich mit den Bildhauern Dietrich Arlt-Aeras und Manfred Hodapp zur Gruppe der Glyptiker zusammen; ein gemeinsames Skulpturenprojekt entstand 1984 für den Volkspark Mariendorf, zu dem er die Stahlplastik Trilogie beisteuerte. 1992 war er Mitarbeiter am Karussell der Narren, Schelme und Abenteurer für den deutschen Pavillon der Sevillaner Weltausstellung. Als sich die Künstlergruppe Rundeck bildete, beteiligte er sich an deren internationalem Symposium „Über alle Grenzen ´93. Künstler gegen Fremdenhass“ und stellte auf der Karl-Marx-Alle in Berlin-Friedrichshain ein Liegendes Mahnmal aus geschweißten und feuerverbogenen Stahlplatten, Metall und Schrott aus. Im Jahr darauf reiste er auf Einladung der gleichen Gruppe zum Symposium „Über alle Grenzen ´94. Brücke Europa-Afrika“ im senegalesischen Toubab Dialao; dort entstand seine Objekt-Skulptur Le Voyageur aus Metall, Holz, Zement, Seil, Stroh, Stein und TAM-TAM Reifen für die Place de l´Indépendance in Dakar.
Esteban Canos Werk ist vielseitig und wandlungsfähig; es entzieht sich leichter Einordnung. Es bildet eine Brücke zwischen konstruktiven und surrealen Traditionen. Es bildet eine Brücke zwischen konstruktiven und surrealen Traditionen, zwischen Julio González und David Schmidt oder Pablo Picasso und Joan Miró. Es hat auch andere, archaisch-expressive Wurzeln, wenn Anlass und Ausdrucksbedürfnis dies erfordern. Esteban Cano wehrte sich gegen Festlegungen. Vor allem beim Hauptstrom der Objektplastiken ließ er sich stets von der Vielfalt seiner Fundstücke inspirieren. Sie reichten von Hölzern aus Abbruchhäusern über Werkzeug, Schreibmaschine bis zum Küchengerät- oft im Verbund mit Schrottmaterialien, Polyester und gelegentlich auch Beton in ein neues ästhetisches Ganzes überführt. Er liierte Mythologie und Zeitkritik, hohe Politik und Alltagsgeschäft. In den Titeln seiner Werke spiegelt es sich wieder: Perestroika, Die Modemacherin, Morpheus´ Rat, Spaziergang durch die Bürokratie.
Miguel Esteban Cano hat vor allem in Berlin zahlreiche Einzelausstellungen gehabt (u.a. in den Galerien Nalepa, Am Großen Stern und Büsch) – häufig auch im Duo mit einem anderen Künstler – und wurde von der Galerie Thea Fischer-Reinhardt vertreten. „Kunst ist ernst und muss kritisch bleiben, aber der Betrachter soll auch lachen, denn Lachen befreit“, schrieb er einmal. Der kommunikative Aspekt war ihm wichtig: Er wollte „Vorstellungen von Gerechtigkeit, Liebe, Harmonie, Toleranz etc. zum Ausdruck bringen“. Viele seiner Skulpturen haben etwas Spielerisches, Witziges, aber auch Provokatives und Skurriles. Sie sind sein Vermächtnis. An Krebs erkrankt, ist Miguel Esteban Cano am 12. April 1998 gestorben.
Michael Nungesser