Finissage Zeitgenossen

Einladung zur Finissage der Ausstellung
 ZEITGENOSSEN, Portraits mit kalter Nadel von Hans Scheib

Dienstag, 8. November 2016, 19 Uhr
(Bitte beachten Sie das geänderte Datum)

Im Gespräch:
Christoph Tannert und Winfried Sühlo

Musik:
Antje Thierbach, Oboe

Galerie im Kurt-Schumacher-Haus
Berlin-Mitte, Müllerstraße 163,     U- und S-Bahnhof Wedding

Egon Bahr
Egon Bahr
Heiner Müller
Heiner Müller

Die Ausstellung Zeitgenossen, Portraits mit kalter Nadel von Hans Scheib, geht zu Ende.

 

 

Die Vielfalt der gezeichneten Personen ist staunenswert. Scheibs Auswahl zeigt, wer ihn in den Jahren des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs bewegt und aufgerüttelt hat. Die veränderte Ostpolitik Bonns in den siebziger und achtziger Jahren prägt die Köpfe von Egon Bahr und Willy Brandt, von Helmut Schmidt und Oskar Lafontaine, von Johannes Rau und Otto Schily. Auch „Reformer“ Scharping bekommt seinen eigenen Platz. Die ausholende Gestik von Hans-Dietrich Genscher belegt dessen spielerische Unsicherheit. Auch fehlende Aufrichtigkeit? Helmut Kohl ist schwer zu fassen. Seine Köpfe zeigen verschiedene Ausprägungen und Talente genau und eindrücklich, ein Gesamtbild bleibt offen. Warum wurde er eigentlich der am meisten fehl eingeschätzte Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte?

Die Bilder der ausstrahlenden Intellektuellen der DDR und ihrer kritischen Schriftsteller berühren besonders: Walter Janka, Stefan Heym, Wolfgang Hilbig, Heiner Müller. Der absterbende Staat repräsentiert sich in großartigen Gruppenbildern: Der Warschauer Pakt, Treffen mit der Jugend, Gruppenbild (ZK), Letzter Vorhang. Viele Personen ohne Gesichter – angesichts der Unfähigkeit zum vernunftgemäßen Handeln werden die herausgehobenen Akteure zu unauffälligen Randfiguren: Erich Honecker, Alexander Schalck-Golodkowski, andere sind nicht mehr mit Namen zu nennen. Die letzte Zeichnung des Staatratsvorsitzenden – Honecker in Beelitz – ist erschütternd.

Winfried Sühlo